Freitag, 12. Juli 2013

Dafuq des Tages - Schnauze voll zu warten?


Warten ist ja bekanntlich eine der zugleich leichtesten und unbeliebtesten Aufgaben, die es gibt. Auf ein Release zu warten ist nervenzerfetzend und auf einen aufregenden Termin zu warten, hat schon Leute fast umgebracht. Man kennt das…
So ergeht es auch gerade einer ganzen Nation, die auf ihren… ähm… Thronfolger vom eventuellen Thronfolger des Thronfolgers, der hoffentlich niemals auf den Thron folgen wird, wartet. Was aber eigentlich akademisch ist, weil die aktuelle Thronbesetzerin eh einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat und ewig regieren wird. Im Zweifel als Mumie…

Die Rede ist natürlich von Herzogin Käte, die sich von Prinz Willy hat anbumsen lassen. Und für deren Braten in der neuerdings blaublütigen Röhre gerade die Eieruhr Alarm gegeben hat. Es wäre dann offiziell soweit…
Nun hat der Braten - oder die Käte voller Grausamkeit - noch keine große Lust. Nach aktuellem Stand sind da wohl noch keine Presswehen am Start und das Fruchtwasser spielt noch Ebbe anstelle der lange erwarteten Flut.

England ist dementsprechend natürlich außer sich. Schließlich war der Releasetermin heute und wir sind hier nicht bei Blizzard und warten auf Diablo hunderfuffzehn oder Starcraft III.
England hat es SATT zu warten.
Und als ich das las, dachte ich mir so: „dahh-FUQ??!?“

Mag ja sein, dass ich etwas anders bin, als die anderen. Und meine Einstellung zum Thema Wartezeiten hat sich auch gewandelt, seitdem ich selbst Dinge produziere, auf die dann andere warten.
Aber ich kann doch nicht der Einzige sein, der NICHT morgens mit der Stoppuhr am Fenster steht und auf die Sonne wartet, nur um sie dann zu verklagen, weil sie nicht sekundengenau zum angesagten Zeitpunkt sichtbar wird, oder?

Ich meine… Wir reden hier von einer menschlichen Geburt, dafuq!
Datt Blag kütt, wenns kütt. Operative Eingriffe und geburtseinleitende Mittel mal außen vor gelassen, die sicherlich eingesetzt werden, wenn sie MEDIZINISCH notwendig sind, wird sich England oder das Commonwealth ja wohl gefälligst gedulden können, bis es soweit ist.
Oder demonstrieren die auch auf der Straße gegen den Sonnenuntergang und fordern eine Verlegung der Erde in eine andere Umlaufbahn?

Vielleicht bin ich überempfindlich, weil ich kaum ins Netz gehen kann, ohne gleich mit ‚Käte hier, Käte da‘ bombardiert zu werden, obwohl mich die junge Dame - der ich wirklich das Beste wünsche, obwohl es natürlich ihre eigene Schuld ist, in welche Familie sie da eingeheiratet hat - einen feuchten Dreck interessiert.
Von mir aus kann die auch gerne einen Minotaurus gebären. Das würde dann vielleicht sogar mein Interesse erwecken. Aber die Chancen stehen ja besser für einen Gollum, wenn man sich Opa so ansieht…
Ich mag also etwas überempfindlich sein, aber das ändert nichts daran, dass ich mir bei solchen Schlagzeilen wie ‚Briten haben es satt zu warten‘ nur noch ausholend, hart und schmerzhaft an die Stirn schlagen kann. Und zwar mit einem Brett.

Wie hysterisch kann eine ganze Nation bitte werden?
Haben die Limeys keine anderen Sorgen mehr? Brauchen die mal wieder einen Weltkrieg, um auf andere Gedanken zu kommen? Oder würden leichte bis mittelschwere Schläge auf den Hinterkopf zur Steigerung der Blutzirkulation im Kopf schon reichen?

Ich sehe es richtig vor mir, wie sie da vor dem Buckingham Palace stehen und alle eingeschnappt die Arme verschränken und einen Flunsch ziehen.
„Och menno! Immer noch keine Geburt? Wir wollen endlich feiern. Die Olle soll sich beeilen und uns unseren Prinzen geben. Danach kann sie dann mit dem Ölscheich durchbrennen und sich umnieten lassen. Aber wir wollen unser Feuerwerk!“

Sicher… Die letzten beiden Prinzen waren kein besonderes Erlebnis. Der eine, der jetzt Vater wird, ist eigentlich nie besonders aufgefallen und der andere nur unangenehm. Aber erwarten die jetzt ernsthaft, einen Messias geschenkt zu bekommen? Oder was soll der Scheiß?

Nah… Wahrscheinlich bin ich zu schlau, um die Errungenschaften von Käte Mittelstadt zu erkennen. Ich verkenne ihre Wichtigkeit für weltpolitische Fragen wie die Lösung der Hungerfrage in der Dritten Welt oder den Frieden für alle Menschen.
Ich sehe nur eine junge Frau, die blöd genug war, in die königliche Familie von England einzuheiraten und damit jedes Selbstbestimmungsrecht aufzugeben. Trotz aller Warnungen, die das Gesamtschicksal der Mutter ihres Bräutigams ihr hätte geben können.
(Und damit meine ich jetzt keine Verschwörungstheorien, sondern einfach das, was Diana seinerzeit darüber durchblicken ließ, wie scheiße das Leben als Prinzessin auf der Erbse so war…)

Mit einem sinngemäßen Zitat aus dem 13ten Krieger gesagt: „Bislang sind noch keine Heldentaten von dieser Frau zu mir vorgedrungen.“
Wieso dreht also bitteschön eine ganze Nation durch, wenn die ein Kind bekommt, und verlangt die Beschleunigung völlig natürlicher Prozesse, anstatt einfach die paar Tage noch abzuwarten?
Dafuq?!?

Die Menschheit muss wohl wirklich ihren Verstand verloren haben.
Kürzlich noch erfuhren wir quasi alle, dass wir praktisch dauernd überwacht werden. Aber wenn der Wecker sagt, dass bei Herzogin Käte die Wehen einsetzen sollen, ist das nicht mehr wichtig.
Vermutlich würde auch eine Alieninvasion diesen ziemlich seltsamen Moment erleben, wenn die Menschheit kurz davor steht überrannt zu werden und Robbie Williams ein letztes Abschiedskonzert für alle gibt. Und schwupps steht keiner mehr an der Front und kämpft, sondern alle laufen zum Stadion.
Und die Aliens denken sich: „Wie jetzt? Hamm wer gewonnen?“

Man verzeihe mir die Polemik. Ich kann einfach nichts Wichtiges daran entdecken, was da gerade geschieht.
Sicherlich ist es nice, in den Nachrichten irgendwann zu erfahren, dass sie geworfen hat und Mutter wie Kind wohlauf sind. Aber welche Bedeutung hat diese Sache denn bitteschön für Deutschland, dass sie alle News dominieren muss, dafuq?
Das ist doch bescheuert…!

In diesem Sinne…
…Happy Birthday nach England. Im Vorfeld gesagt, weil mir völlig egal ist, ob das Unglück bringt… ;-P

Donnerstag, 11. Juli 2013

Regenbogenmomente - Der Glaube an die Menschheit


Mit diesem Glauben an die Menschheit ist es so eine Sache. Dauernd tut die anonyme Masse der Menschen etwas, wobei ich mir nur die Stirn blutig schlagen kann, weil ich so viel Dummheit, Ignoranz, Intoleranz, Rückständigkeit oder sonstwas nicht fassen kann.
Es ist was dran an dem Spruch, dass der Mob ein wildes Tier ohne Sinn und Verstand ist. Je mehr Menschen bei einer Sache involviert sind, desto weniger höhere Denkfunktionensind aktiv.
Aber auf der anderen Seite…

Tja, auf der anderen Seite ist der Mensch auch einfach unfassbar großartig. Individuell und durchaus auch manchmal in Gruppen oder Scharen. Es kommt nur auf die Gelegenheit an.
Und so eine Gelegenheit bot die diesjährige Flutkatastrophe offenbar. Eine Gelegenheit, meinen Glauben an die Menschheit wieder herzustellen. Zu beweisen, dass nachträgliche Geburtenkontrolle vielleicht doch nicht der beste Weg wäre, weil es sein könnte, dass man die falschen wegkontrolliert.

Wir leben in einer Zeit, in der die erste Frage bei jedem Vorfall immer lautet: Wie viel wird es kosten?
Vor allem, wenn Firmen oder Regierungen involviert sind, wird die Kostenfrage niemals ignoriert. Geld regiert die Welt und hält alles in Gang. Ohne Moos nix los.
Aber Geld und Wirtschaftlichkeit sind nicht menschenfreundlich. Diesen Konzepten ist ein Menschenleben völlig schnuppe. In der Buchhaltung egal auf welchem Level gibt es nur Ausgaben und Einnahmen und keinen Posten für gute Taten, den man irgendwelchen Ausgaben gegenüberstellen könnte.

Faktisch bedeutet das, dass Firmen nur Geld ausgeben, wenn es sich rechnet. Wenn man beispielsweise durch Wohltätigkeit einen Werbeeffekt erzielt oder durch mangelnde Wohltätigkeit Einnahmeneinbußen befürchten muss, wird gespendet.
Regierungen haben es etwas schwerer, weil man von ihnen erwartet, dass sie etwas für die Menschen tun. Gute Wahlergebnisse setzen also voraus, dass mit möglichst geringem Einsatz aufgrund schmaler Budgets ein möglichst großer Eindruck der Hilfsbereitschaft in Notsituationen erweckt wird.
Aber menschlich sind all diese Entscheidungsfindungsprozesse nicht. Und leider wirken sich diese im Grunde menschenunwürdigen Zustände mittlerweile bis in jedes einzelne Wohnzimmer aus.

Es ist paradox, dass es auf dem Planeten genug Nahrung für alle gibt und trotzdem viele verhungern. Gleiches gilt für Trinkwasser, Medikamente und Schutz vor Witterungseinflüssen.
Aber wenigstens ist diese Haltung nicht allgegenwärtig!

Bei der diesjährigen Flutkatastrophe war die Bereitschaft ganz gewöhnlicher Leute ohne offiziellen Auftrag einfach mit anzupacken einfach großartig.
Menschen haben Urlaub genommen, den sie eigentlich benutzen wollten, um sich von ihrem Scheißjob zu erholen, und sind helfen gegangen. Haben in strömendem Regen Sandsäcke gefüllt und wildfremden anderen Menschen dabei geholfen, ihr Hab und Gut und ihre Lebensgrundlage - ihr Heim - zu retten.
Dazu kann man einfach nur sagen: AWESOME!!

Diese Menschen müssten eigentlich ALLE eine dicke, fette Medaille erhalten. Wenn sowas nicht für das Bundesverdienstkreuz nominiert, dann weiß ich auch nicht. Es ist jedenfalls weitaus mehr wert als manche Handlung, die damit geehrt wurde.
Und man kann es auch eigentlich nicht genug würdigen, gerade WEIL es so ungewöhnlich von den üblichen Methoden unserer Zeit abweicht.

Hilfsbereitschaft und diese besondere Art von Solidarität sind es, der wir als Spezies unserer Existenz verdanken. Und wenn wir vergessen, dass wir nur durch Zusammenarbeit auch ohne sofortige Gegenleistung erfolgreich weiterexistieren können, sind wir als Menschen irgendwann Toast.
Deswegen verdient diese Hilfsbereitschaft nur noch mehr Würdigung!

Mir ist bewusst, dass ganz global gesehen diese Sache nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Aber jeder Regenguss beginnt mit dem ersten Tropfen. Und solange es wenigstens ab und zu tropft, besteht Hoffnung darauf, dass wir als Spezies unsere idiotischen Probleme in den Griff bekommen.
Erst wenn selbst die überschaubare Katastrophe vor der eigenen Haustür keinerlei Regung mehr produziert, sind wir wirklich und wahrhaftig am Arsch. Is dahin darf gehofft werden, dass wir Menschen irgendwann aufwachen und uns neue Visionäre suchen.
Beispielsweise einen Roddenberry anstelle eines Rockefeller…

Und deswegen ist mein Glaube an die Menschheit im Grunde stark und nur ab und zu ein wenig erschüttert.

In diesem Sinne…
…traumhaften Tag noch!





Mittwoch, 10. Juli 2013

Ranting about - Oberflächlichkeit


Browsing YouTube… again…
Und hier ist, was ich gefunden habe:

  
Der Clip birgt natürlich wenig Überraschungen. Bei Paul Potts war das noch ein einmaliger Knaller. Heute haben wir auch diese Art von Überraschung schon mehrfach erlebt. Und deswegen starrt man auch nicht mehr offenen Mundes auf den Bildschirm.
Aber im Grunde ist das auch einer der Punkte, die mich zutiefst irritieren. Und ich meine jetzt nicht die Abstumpfung, sondern den Umstand, dass man es ja durchaus erwarten könnte…

Da kommt also der Dicke mit der Hübschen auf die Bühne und der Gedanke an die Schöne und das Biest ohne Chance auf ein Happy End ist sofort da. Aber was Mr. Cowell zum Ausdruck bringt, ist mehr als das. Es geht über die leicht mitleidige Feststellung hinaus, dass der Junge in dem Clip wohl niemals seine Duett-Partnerin nackt sehen wird. Auch wenn er gewiss zu ihrem Bild in seinem Kopf seinen Jürgen würgt.
Das Genannte ist eine traurige Realität. Wer so aussieht wie Jonathan hat es schwer bei den Mädels. Er kann eine Seele von Mensch sein und trotzdem wird ihm nie die Bude eingerannt. Die Friendzone ist sein Zuhause.
Bittere Realität für Dicke. Und nicht das, worum es mir geht.

Der Junge geht nämlich nicht mit seiner Gesangspartnerin auf die Bühne, um eine Ehefrau zu finden. Und auch nicht, um einen Porno zu drehen.
Er kommt in die Show, um zu singen. Und trotzdem wird er allenthalben gemustert, als hätte er gerade öffentlich irgendwelche amourösen Avancen verkündet.
Simon Cowell fasst in Worte, was sichtlich reihenweise Leute im Publikum denken. Und er ist sogar noch recht diplomatisch dabei.
„Und ihr dachtet, die Kombination würde funktionieren?“, fragt er. „Denkt ihr, ihr könnt gewinnen?“

Dazwischen liegt eine rührende Sequenz, in der die junge Dame sich darüber auslässt, dass man Menschen nicht nach ihrem Äußeren beurteilen sollte. Und dennoch verwette ich mein linkes Ei darauf, dass sie sich nicht mit ihrem Gesangspartner einlassen würde. Sexuell meine ich.
Aber das muss sie auch nicht. Und ihre Worte haben dennoch Gültigkeit. Auch wenn sie vielleicht in Wahrheit ihrerseits nicht ganz dahintersteht, wenns um die Wurst in seiner Hose geht. Schließlich geht es bei dem ganzen Auftritt nicht ums Ficken, sondern ums Singen.
Kleiner, aber feiner Unterschied.

Zu sehen, was dann passiert, ist mir tatsächlich ein innerer Reichsparteitag.
Jonathan flasht das Publikum mit einer Pavarotti-Stimme. Nebenbei bemerkt etwas, was man als Juror zumindest hätte als Option erwägen können, denn Pavarotti war auch ein Fettsack. Aber zu warten, bis jemand gezeigt hat, was er kann, bevor man sich ein Urteil anmaßt, wäre nicht so plakativ und schlechter für die Einschaltquoten.

Hinterher sind natürlich alle platt.
Das Publikum weint, die namenlosen und unwichtigen Jury-Mitglieder sind zutiefst berührt und Simon Cowell bringt auf den Punkt, dass der Junge der Star ist und seine Partnerin es nicht bringt. Aber Jonathan hält natürlich an der Partnerschaft fest.
White Trash… Bah…

Aber das ist nicht der Punkt.
Der Punkt ist, dass auch nach Paul Potts das generische Publikum nicht gelernt hat, sich die Bewerber erst einmal anzuhören. Und die Jury auch nicht.
Fetti kommt rein und man fragt die Schnecke an seiner Seite, ob sie sich wirklich sicher ist, DAS versuchen zu wollen. Mit DEM.
Wie stehen die Chancen zu gewinnen? Gleich Null, möchte man meinen. Es sei denn, da wäre jetzt der unwahrscheinliche Fall gegeben, dass unglaubliches Talent irgendwo versteckt ist. Platz genug dafür bietet die Oberfläche des Dicken dazu ja durchaus.

Hinterher denkt dann keiner mehr an seine Masse. Plötzlich ist er ein unglaubliches Gesangstalent. Und vielleicht ist er ja auch krankheitsbedingt so mopsig. Wäre toll, denn dann wäre es noch leichter, ihn zu mögen.
Vorher interessiert das kein Schwein. Vorher ist er Abschaum und hat auf dieser Bühne eigentlich nichts verloren. Er ist eindeutig als einer von denen klassifiziert, die nur zur Belustigung gut sind.
Und das KOTZT mich an!

Ich beurteile Menschen auch nach äußerlichen Kriterien, bevor ich mit ihnen reden kann.
Bewegungsmuster, Körperhaltung und sogar Stil sagen viel über einen Menschen aus. Man kann sehen, ob jemand einfach kein Körpergefühl hat oder vielleicht aufgrund innerer Missbildungen komische Bewegungen macht. Man kann sehen, wie jemand sich selbst betrachtet, wenn man aufmerksam hinsieht. Man KANN ein Buch schon anhand des Einbandes ein Stück weit beurteilen.
Aber es ist mehr die Art, wie der Einband abgegriffen ist als das grundlegende Design. Und wenn man es nicht aufklappt, wird man nie Gewissheit haben.

NATÜRLICH steckt in vielen Fetten ein wertvoller Mensch. Der Wert eines Menschen wird nämlich nicht durch die Leibesfülle bestimmt. Und wer den Idealen der jeweiligen Zeit nicht entspricht, hat reichlich Gelegenheit, einen differenzierten Charakter zu entwickeln.
Weitaus mehr als jemand, dem alles in den Schoß fällt. Wobei auch solche es durchaus schaffen können, wenn sie wollen.

Aber ebenso natürlich wird jemand, der beispielsweise fett ist, auch sofort abgeurteilt.
Man spricht ihm nicht nur die Paarungseignung ab - was eine reine Geschmackssache ist. Man spricht ihm auch jede andere Qualität ab. Weil er ein Untermensch ist.
Und ich frage mich in solchen Momenten immer, in welcher Zeit wir leben…

Ich würde mir wünschen, dass jemand wie Jonathan zu jemandem wie Simon Cowell nach dem Auftritt sagt:
„Wenn du dich nicht eben noch wie ein grenzdebiles Arschloch verhalten hättest, wäre mir dein Lob jetzt wirklich was wert. Aber so… Welchen Wert hat Lob von einem menschlichen Stück Scheiße?“
Und zum Publikum könnte er sagen: „Ach? Jetzt weint ihr, weil es so schön war? Und vorher habe ich euch angewidert. Was hat sich verändert? Denkt mal drüber nach…“

Ich weiß, wie sich der Junge sein Leben lang gefühlt hat. Been there, done that. Zu meinem Glück nicht in dem starken Ausmaß, wie bei Jonathan, sodass es mir leichter fiel, durch reine Attitüde gewisse Mankos auszugleichen. Was für ihn weitaus schwieriger wäre.
Und wiederum zu meinem Glück fand ich den Schlüssel zum Erfolg in meinem Kopf und konnte meine eigenen Reichsparteitage feiern, wenn ich Frauen flachlegte, die angeblich weit jenseits meiner Liga spielten. Was meinem Selbstwertgefühl reichlich Auftrieb verschafft hat. So wie hoffentlich das Stimmtalent dieses Jungen ihm Auftrieb verschaffen wird.

Und um ehrlich zu sein, kann ich die ganzen oberflächlichen Schicksen und Flachwichser da draußen nicht einmal hassen. Sie haben einfach nur mein Mitleid, weil sie wertlose Scheiße sind, die kaum jemals über den eigenen Tellerrand schauen kann.
Aber leider braucht man Abstand und eigene Erfolgserlebnisse, um soweit zu kommen. Leider leiden viele junge Menschen einfach nur unter der Beurteilung von außen und finden nie da raus. Weil andere Menschen ihre eigenen Minderwertigkeitskomplexe an ihnen auslassen. Weil die Gesellschaft beschlossen hat, gewisse Makel zu definieren, die einen zum schwarzen Schaf abstempeln, auf dem man nach Belieben herumhacken kann.
FUCK that world!

Aber was will ich eigentlich sagen?
Ich schätze, mir geht es darum, denen beizuspringen und Mut zu machen, die irgendwie gehandicapt sind.
Fakt ist, dass ein Mensch ohne nennenswerte Minderwertigkeitskomplexe (ganz frei davon ist wohl niemand) einfach nicht auf anderen herumhackt. Jedenfalls nicht öffentlich und vor Publikum.
Wir alle motzen mal und pauschalisieren mal und stänkern mal. Aber wer mit sich selbst im Reinen ist, geht mit seinen Mitmenschen halbwegs anständig um.
Im Umkehrschluss bedeutet das also, dass alle Lästerer und Stänkerer dieser Welt einfach nur kompensieren, was sie an sich selbst so sehr hassen, wenn sie andere unprovoziert beleidigen. Was sie zu jemandem sagen, empfinden sie in irgendeiner Form sich selbst gegenüber. Und sei es unbewusst. Daher schöpfen Arschlöcher ihren Hass.

Wer also Opfer solcher Oberflächlichkeiten wird, muss nicht traurig sein. Er oder sie ist gerade Zeuge von kompensiertem Selbsthass geworden. Bei einem Menschen, der vielleicht noch unglücklicher ist, als man selbst.
Mitgefühl muss man allerdings nicht zeigen, denn diese Leute haben ja beschlossen, ihren Selbsthass an anderen auszulassen. Und dafür dürfen sie ruhig einsam bleiben.
Stattdessen sollte man in sich hinein lächeln, weil es einem im Vergleich zu diesen Leuten innerlich meist doch irgendwie weitaus besser geht. Und weil man erwiesenermaßen mehr wert ist als dieser Abschaum…

Wenn man also andere Leute aufgrund von Oberflächlichkeiten aburteilt, urteilt man sich selbst für all diejenigen ab, die etwas tiefer schauen können als der Durchschnitt.
Denkt mal drüber nach, ihr magersüchtigen Bulimiefrettchen. :-P

In diesem Sinne…
…traumhaften Tag allen, die ihn verdienen. ;-D

Da spricht mir einer aus der Seele...

Have a look at this:


Als ich das sah, musste ich einfach breit grinsen. Wie man am Ende merkt und wie ich es selbst empfinde, ist es nur ein Rant. Die Macher haben ganz offensichtlich rein gar nichts gegen die Serie. Nur dagegen, wie sich manche Serienfans aufspielen, als hätten sie und nur sie allein den heiligen Gral entdeckt.

Schon beim Herrn der Ringe gab es diese Gesichter, wenn man jemanden anmaulte, dass man die Geschichte kennt, weil man das verfickte Buch gelesen hat. Und das schon vor vielen Jahren.
Gesichter, die ausdrückten: "Wa-as? Dazu gibts auch Bücher? Und was sind überhaupt Bücher? Kann man die auch im Kino sehen?"

Wie würden die Leute wohl gucken, wenn man ihnen erzählte, das Spartakus nicht neu erfunden wurde. Und auch nicht erstmals von Hollywood und Stanley Kubrick für Kirk Douglas Anfang der 1960er.
Wie viele Leute wissen überhaupt, das Rom und Leute wie Gaius Iulius alias Julius Cäsar oder Spartakus TATSÄCHLICH existierten? Wenn auch nicht so, wie sie in solchen Filmen oder Serien dargestellt werden...?

Anyway...
Nicht viel drüber nachdenken und einfach genießen, dass jemand es mal ausspricht. SO ganz unter Nerds, die immer noch LESEN... ;-D

Dafuq des Tages - Draw my fucking life?


Sorry für eine Weile ohne Neuigkeiten. Ich war einfach zu abgelenkt, um etwas zustande zu bringen. Was mich allerdings nicht davon abhält, all die kleinen Dinge weiter anzusammeln, die mir meine Dafuq-Momente bescheren…

Ich bin nun mittlerweile schon seit ungefähr zwei Jahren aktiver Zuschauer auf YouTube. Davor hab ich das Portal vielleicht einmal im Monat aufgesucht, heute eher einmal am Tag oder mehr.
Irgendwie wundert es mich, dass mir so lange entgehen konnte, was für tolle, aufregende und interessante Beiträge es da gibt. Aber irgendwie auch nicht, denn wer es als YouTuber in die Massenmedien anderswo schafft, ist in 101% der bisherigen Fälle völlig uninteressant für mich. Die Authentizität, die ich bei einigen YouTubern so schätze, ist dann ein für alle Mal Geschichte und das Big Business übernimmt.
Was ich den jeweiligen Leuten gerne gönne. Aber dann halt ohne mich als Zuschauer, denn gescriptete Scheiße sehe ich sogar auf den Pay-TV-Sendern noch genug. Obwohl ich die ÖR’s und das Free-TV schon beharrlich ignoriere…

Ich hatte und habe viel Spaß auf YouTube. Ich freue mich beispielsweise auf jedes Video von Laina aus den Staaten. Das ist das Mädel, das als ‚Overly attached Girlfriend‘ für ihr irres Starren berühmt wurde. Und dieses Starren hat sie noch immer drauf. Und sie kombiniert es mit einem ziemlich coolen Sinn für Selbstironie.
Ein Beispiel unter Dutzenden. Und ich zweifle nicht daran, dass neue kommen werden, die mich begeistern, während alte in der Versenkung verschwinden oder erfolgreich und austauschbar werden.
Aber neben den YouTubern selbst gibt es auf der Plattform noch etwas anderes bemerkenswertes. Erst mal wertneutral formuliert…

Die Rede ist von Hypes.
Jeder kennt den Gangnam Style Hype. Und ich fand das so witzig (und einige der Parodien darauf so gut), dass ich noch immer nicht die Schnauze voll davon habe. Zumal der Psy ein sympathisches Kerlchen ist.
Noch besser hat mir allerdings der ‚Call me maybe‘ Hype gefallen. Niedliche, schöne Geschichte, süßes, fröhliches Lied und sehr geile Parodien darauf. Auch davon kann ich - ebenso wie vom Original - kaum genug kriegen.
Der sogenannte Harlem Shake war dann eher etwas zum gelegentlichen Schmunzeln. Etwas zu albern für meinen Geschmack, wenns nicht gerade sehr gut gemacht ist. Aber immer noch erträglich…

Was mir allerdings tierisch auf die Nüsse geht, ist der neueste Trend: Draw my life.
Ich meine… Der neue Trend auf einer Plattform, wo jeder die Möglichkeit hat, sich durch bewegte Bilder auszudrücken und frei oder wohl überlegt vor der Kamera seine Meinung zu sagen, ist Geschmiere auf einem Whiteboard?
Ernsthaft??? Dafuq!?!

Ich will gar nicht sagen, dass mich die individuellen Lebensgeschichten nicht interessieren. Zugegebenermaßen hat es bei vielen letztlich was von der Biografie von Daniel Küblböck. Geschrieben mit irgendwas unter 20 und berichtend von einem Leben voller Mühsal und Qualen, die den betreffenden Menschen zu dem machten, was er oder sie…
Blablabla… FUCK that!
Die meisten Twens haben ihr ganzes verficktes Leben noch vor sich. Wenn meine Oma von ihrem Leben erzählt, steckt da was hinter, aber wie viel Mühsal und Schrecken hat denn der durchschnittliche europäische Teenager so erlebt?
Vor allem der, der damit auch bereit ist, an die Öffentlichkeit zu treten.

Ohne jetzt Dinge wie Mobbing verharmlosen zu wollen, packe ich mir an den Kopf, wenn in praktisch jedem dieser grafisch mehr an die 70er als an das neue Jahrtausend erinnernden Videos fast unweigerlich der Moment kommt, wo die Musik sich verändert.
Ich muss dann an den Film American Dreamz denken, wo unter anderem die Sache mit dem White Trash so schön auf die Schippe genommen wurde. Herzschmerz für die Tränendrüse. Und wenn keiner da ist, wurde das arme Tüddi eben im Kindergarten ausgegrenzt oder hatte in der Pubertät eine Phase, wo Selbstmordgedanken eine Rolle spielten.
Was mich den verzweifelten Wunsch verspüren lässt, darauf hinzuweisen, dass wir verfickt noch mal ALLE in der Pubertät mal zutiefst verzweifelt waren. Das ist die Zeit der ersten Liebe und wenn da was endet, ist das ein Weltuntergang. Das ist fucking NORMAL. Und es geht fucking vorüber…!

Okay… Ruhig Brauner…
Nicht jeder, der von seinem Leben erzählt, ist ein Lutscher, der glaubt, die eigenen Erfahrungen wären schrecklicher als beispielsweise zwanzig zu werden und nicht einmal im Leben satt gewesen zu sein, wie es manchem Kind aus Afrika ergeht.
Es gibt da Leute, die was zu erzählen haben. Von Homosexualität und Coming-outs beispielsweise. Und davon, wie sie und vielleicht auch andere damit zurechtkommen können, den Erwartungshaltungen der Welt entsprechen zu wollen, aber nicht zu können.

Aber… Was zum Henker habe ich davon, wenn die mir das mit Strichmännchen aufzeichnen, dafuq???
Ich will Leuten, die etwas Gehaltvolles zu erzählen haben, in die Fresse gucken. Dann sehe ich nämlich auch, ob die sich wichtig machen. Ob sie lügen oder sich was zusammendichten.
Oder ich werde gekonnt belogen, wenn ich es nicht merke. Was eine Kunst für sich darstellt und von mir honoriert wird. Wenn ich erfolgreich ins Gesicht gelogen bekomme, werde ich selbst dann noch beeindruckt sein, wenn die Lüge irgendwie auffliegt.

Stichmännchen hingegen…
Die sagen GAR NICHTS aus. Und außerdem sind sie nicht sehr gut geeignet, wirklich gehaltvolle Themen zu visualisieren.
Überhaupt ist Visualisierung das Einzige, was mir bei diesen dämlichen, beschleunigten Zeichnungen auf Whiteboards einfällt. Und wenn die Leute von heute das brauchen, dann wundert es mich nicht, dass keiner mehr liest. Dafür braucht man nämlich ebenso Fantasie, wie für das Einfühlen in Situationen, die anderen zugestoßen sind.

Whiteboards und ‚Draw fucking something‘ sind toll, wenn es darum geht, Vorschülern Dinge begreiflich zu machen. Aber sie sind schon bedenklich, wenn sie als Schulungsmittel für Erwachsene benötigt werden, weil die zu dämlich sind, grundlegende Sachverhalte anders zu begreifen.
Wenn es jetzt Einzug hält, dass jeder seine Geschichten und Erzählungen auf diese Weise bildlich macht, werde ich mich vielleicht doch erschießen. Einfach, weil ich die Welt dann nur noch ertragen kann, indem ich sie entweder von den Menschen oder die von mir befreie…

Jaja… Ich dramatisiere. Und?
Mir gehen diese Zeichnungen wirklich auf den Zeiger, weil sie überflüssig sind. Wenn diese Leute toll zeichnen könnten und es irgendwie Kunst wäre… Aber meistens ist es einfach nur Geschmiere und verdeutlich das, was sie erzählen.
Aber dabei geht eben der Blick ins Gesicht verloren. Und deswegen kann mich keine ‚Draw my life‘ Story zu Tränen rühren. Oder auch nur überhaupt irgendwie anrühren. Im Gegensatz zu Leuten, die sich vor eine Kamera setzen und mir ins verfickte Gesicht sehen, während sie erzählen.
Auch da kann man zwar schneiden oder es neu versuchen, wenn man es versemmelt, aber es bleibt eine gewisse Unmittelbarkeit. Es bleibt eine Verbindung zum Erzähler und man sieht, wenns ans Eingemachte geht. Oder eben auch, ob da mehr heiße Luft produziert wird.

Und am Allerwichtigsten: Wenn es dann ans Ende geht und die ganze Friede-Freude-Eierkuchen-Scheiße kommt… Von wegen, wie dankbar man doch allen Leuten sei und wie man mit den eigenen Videos anderen helfen wolle, weil man selbst mal Hilfe brauchte…
Wenn dieser Mist kommt, dann sieht man es von Angesicht zu virtuellem Angesicht eben auch. Dann sieht man, ob die Person nur labert oder ob auch was dahinter steckt. Ob da wirklich Dankbarkeit ist. Ob da wirklich auch der Wunsch zu helfen vorhanden ist.

Nicht missverstehen: Ich verlange von keinem, solche Wünsche zu verspüren. Aber wer das Maul aufreißt und die Behauptungen aufstellt, der soll mir - dafuq - auch dabei ins Auge sehen. Oder eben die Fresse halten und nicht rumlügen.
Für mich ist ziemlich offensichtlich, dass all die Leute, die erst jetzt anfangen von ihrem Leben zu erzählen, wo sie nicht direkt dabei gefilmt werden, vorher gute Gründe hatten, nichts zu erzählen.
Einige mögen den direkten Blick ins Gesicht scheuen, weil die Erinnerungen sie wirklich belasten und sie nicht vor der Kamera heulen wollen. Aber andere wissen ganz genau, wie wenig traumatisch ihre ach so traumatischen Erlebnisse wirklich sind. Aber hingeschmiert wirkt das gleich viel heftiger.

Wer also was zu sagen hat - und das zeigt sich auch immer wieder an Beispielen von bestimmten YouTubern - der sagt es auch. Offen und direkt - und manchmal nicht im perfekten Format oder sogar unter Tränen und deswegen eben auch wirklich authentisch - in die Kamera.
Und nicht auf dem Whiteboard mit Filzstiften, dafuq!

Abschließend will ich noch sagen, dass ich durchaus gerne mehr von Leuten erfahre, die mich gut unterhalten. Selbst einem 15jährigen höre ich durchaus zu, wenn der von seinen Traumata berichtet. Selbst wenn es Dinge sind, die jeder erlebt hat, sind sie doch für diesen Menschen jetzt gerade welterschütternd.
Ich höre zu, lächele in mich hinein und - wenn es eine reale Situation ist - zeige Mitgefühl. Und ich verpacke das ‚in zehn Jahren lachst du darüber‘ so schonend wie möglich, wenn ich es überhaupt anbringe.
Aber Wichtigtuerei nervt mich tierisch. Und auf einen fahrenden Zug aufzuspringen, weil alle das machen, ist ziemlich wichtigtuerisch. Es sei denn, es wäre eine der seltenen Versionen, in denen jemand offen zugibt, einfach nichts ausreichend Dramatisches erlebt zu haben, um jetzt einen Mega-Film davon zu machen.

Oder aber…
Vielleicht - nur vielleicht - sollte ich auch mal ein ‚Draw my life‘ machen.
Nur… Wie zeichnet man kindgerecht, wie man dabei war, als jemand angeschossen wurde? Oder wie man für Geld eine Prostituierte geheiratet hat? Oder wie man live sehen musste, was Elend und Hunger in der Dritten Welt wirklich bedeuten. Angeschnitten, ungekürzt und nicht für den sensiblen Europäer aufbereitet. Inklusive des Gestanks nach Eiter, Scheiße und Tod, der da vorherrscht, wo es Menschen WIRKLICH dreckig geht…?

Ich denke, ich lasse das lieber.
Schließlich will ja niemand Wahrheiten erfahren. Schöne Tränendrüsengeschichten zum bald wieder vergessen und eine Runde Mitleid haben sind da wohl die Schmerzgrenze…

In diesem Sinne…
…gehe ich jetzt mein Leben nicht zeichnen, sondern leben! ;-P