Montag, 2. September 2013

Thoughts on - das Lolita-Phänomen


Wie angedroht bin ich noch nicht mit dem Thema durch.
Eben habe ich einen Rant zu Cherice Moralez, StaceyRambold und Richter Todd Baugh abgelassen. Da ging es um Rechtsprechung und eventuell vorschnelle Verurteilung.
Hier geht es nun um die Hintergründe des Falles einer 14jährigen Schülerin, die einvernehmlichen oder auch nicht einvernehmlichen Sex mit ihrem 48-jährigen Lehrer hatte.

Ich habe einen nicht uninteressanten Artikel dazu gefunden, der direkt Bezug zum Fall nimmt. Er ist auf Englisch, aber definitiv einen Blick wert. Auch wenn ich mit den Schlussfolgerungen der Autorin ganz und gar nicht übereinstimme.


Ich kenne selbst Fälle von Frauen, die sich absichtlich und wissentlich für deutlich ältere Männer interessiert haben. Und ich kenne Fälle, die denen der Schreiberin des Beitrags ähneln.
Ich kenne eine Nymphomanin. Und wenn man so jemanden mal wirklich kennengelernt hat, ist an dem Begriff eigentlich nichts mehr witzig. Das dreckige Lachen des typischen Durchschnittsmannes bei diesem Wort bleibt einem dann leicht im Hals stecken.
Selbsthass und zwanghafte Verhaltensweisen sind nicht erotisch, sondern ziemlich hässlich. Sex ist da so ziemlich das Letzte, worauf ich Lust habe.

Aber jetzt gerade geht es nicht um die Menschen, die aufgrund welcher Faktoren auch immer innerlich so zerstört sind, dass sie in einer abstrakten Form von selbstverletzendem Verhalten älteren Männern hinterher schleichen.
Diese Fälle gibt es ohne Zweifel und diese jungen Frauen brauchen Hilfe. Aber sie sind ganz einfach nicht der ganze Kuchen.

Das Lolita-Phänomen ist nicht einseitig, sondern beidseitig. Es zieht nicht nur ältere Männer zu jungen Frauen, sondern auch junge Frauen - Mädchen - zu älteren Männern.
Frauen sind oft in ihrer emotionalen Entwicklung weiter als Männer, wenn es um die Pubertät geht. Gleichaltrige Jungs sind oftmals viel zu kindisch für die neuen Bedürfnisse. Und selbst etwas ältere Jungs erfüllen noch nicht so ganz die Vorstellungen.
Erwachsene Männer hingegen haben aus der Ferne betrachtet alles, was manchen jungen Mädchen begehrenswert erscheint. Sie sind reif, gefestigt, väterlich und doch anfällig für die Reize, mit denen die Frauen gerade zu spielen lernen.

Die erfolgreiche Verführung eines reiferen Mannes ist ein Sieg mit sehr vielen unterschiedlichen Facetten. Und sicherlich auch mit einigen ziemlich hässlichen Falltüren, denn wir Männer werden in sexueller Hinsicht nur sehr, sehr langsam erwachsen und können sehr wohl ganz allein körperlich auf so eine Verführung reinfallen.
Die ersehnte emotionale Beziehung oder gar eine intellektuelle Verständigung finden in so einem Fall extrem selten statt. Für den Mann geht es um erotische Reize und für das Mädchen sicherlich zumindest nicht ausschließlich oder auch gar nicht darum.
Keine gute Grundlage für eine Win-Win-Situation.

Aber deswegen sind 30 Jahre Altersunterschied dennoch nicht immer eine missbräuchliche Sache.
Man bedenke: Ist er 90 und sie 60, kräht kaum noch ein Hahn danach. Ist er 60 und sie 30, ist Neid und missgünstiger Zweifel die vorherrschende Reaktion. Und ist er 50 und sie 20, wird das noch einmal um eine Zehnerpotenz gesteigert.
Aber mit jedem Jahr, das sie dann jünger ist als 20, wird die Sache plötzlich ‚komisch‘. Bis offene Ablehnung klar vorherrscht.

NATÜRLICH ist eine 14jährige keine echte Partnerin für einen 40-jährigen. Ihr fehlt es an Lebenserfahrung, um etwas in die Partnerschaft einzubringen. Ihr fehlt die Reife für eine langfristige Beziehung. Ihre Prioritäten sind noch ganz anders. Sie beginnt gerade erst mit alldem, was er bereits hinter sich hat.
Das kann doch nicht gutgehen!
Oder?

Um bei der Wahrheit zu bleiben: Es geht selten gut.
Die Hürden sind riesig. Es gibt so unglaublich viele Unterschiede, dass man daran verzweifeln kann. Und insbesondere die junge Frau entwickelt sich so rasant weiter, dass die Beziehung kaum eine Chance auf Dauerhaftigkeit hat.
Aber…!

So eine Verbindung kann - wenn wir gerade mal den Sex kurz vergessen - ziemlich aufregend sein.
Jugendliche haben eine oft noch nicht sehr voreingenommene Weltsicht. Sie haben Energie Tatendrang. Und sie haben einen riesigen Wissensdurst.
Eine jugendliche Frau kann einen erwachsenen Mann dazu bringen, die Welt noch einmal mit jüngeren Augen zu sehen. Unmögliches erscheint plötzlich wieder machbar. Wissen und Erfahrungen, die angesammelt wurden, können weitergegeben werden und werden oft aufgesogen, wie von einem Schwamm.
Altersbedingte Weisheit kann angenommen werden und dabei helfen, einige Fehler nicht erst selbst machen zu müssen. Synergien können entstehen.
KÖNNEN, wohlgemerkt.

Ich bin den 40 nahe und habe generell gerne Gesprächspartner, die auch mal älter sind. Sofern sie nicht in ihrer Denkstruktur völlig festgerostet sind, was leider in diesem Alter sehr häufig ist.
Aber ich habe auch mit der Zeit einzelne junge Menschen kennengelernt, deren Intelligenz und Anpassungsfähigkeit mit sehr beeindruckten. Es gab nie eine Beziehung mit einem extremen Altersunterschied, aber es gab und gibt Freundschaften, die jede Altersgrenze ignorieren.
Weil ich Menschen eben aufgrund ihrer Kapazitäten und nicht aufgrund fehlenden Wissens oder geringerer Erfahrung beurteile.

Eine Meinung kann auch eine 14-jährige haben. Und sie kann diese auch vertreten und verargumentieren.
Sicherlich kann ich sie aufs Glatteis führen, weil ich Übung darin habe. Aber das kann ich mit nur geringfügigem Mehraufwand auch bei einer 34-jährigen oder einer 54-jährigen.
Tatsächlich ist es oft bei älteren Menschen viel leichter sie zu manipulieren, weil man nur ihr Wesen erkennen muss, um die richtigen Hebel zu entdecken. Bei Jugendlichen steht dieses Wesen noch nicht endgültig fest und sie können sich derartigen Manipulationen besser erwehren, wenn die denn überhaupt Willenskraft und Intelligenz genug dafür aufweisen.

Sicherlich ist es dafür möglich, andere Manipulationsmittel zu finden. Die Begierden und Wünsche von Jugendlichen sind sehr leicht zu erkennen und teilweise auch für Erwachsene sehr leicht zu erfüllen.
Aber das setzt voraus, dass ich überhaupt manipulieren WILL!

Klar sind viele Affären bei extremen Altersunterschieden Nutzverhältnisse für eine Seite. Der Mann kriegt knackiges Jungfleisch. Oder das Mädchen einen erfahrenen Lover fürs erste Mal.
Aber… Wenn das für beide das ist, was sie sich wünschen, ist doch eigentlich - ganz amoralisch betrachtet - alles in Butter. Beide bekommen, was sie wollen. Keiner wird benachteiligt.

Aber, aber… Was, wenn der Mann die Naivität nur ausnutzt und sich an dem Mädchen befriedigt, ohne deren Bedürfnisse zu beachten? Was, wenn er ihre Unerfahrenheit benutzt, um von ihr Sachen zu verlangen, die sie aus Unkenntnis mitmacht? Was, wenn…?
Dann ist er ein Arsch. Und gegen Arschlöcher ist in keiner Phase des Lebens ein absolut zuverlässiges Kraut gewachsen. Vom Teenager bis ins Rentenalter fallen wir auf Arschlöcher rein. Selbst die größte Vorsicht schützt davor nicht.

Die Frau, die den oben verlinkten Artikel verfasste, hat reichlich schlechte Erfahrungen gemacht. Und eine ‚Lolita‘ hat gute Chancen, ebenfalls welche zu machen. Unsere Welt ist nämlich leider voller Arschlöcher.
Aber deswegen ist eine Beziehung oder Affäre dieser Art noch lange nicht per se missbräuchlich. Das stimmt einfach nicht.

Und vor allem KANN auch eine 14-jährige sehr wohl einvernehmlich sexuellen Handlungen zustimmen. Wenn sie nicht geistig zurückgeblieben ist, steht sie zwei Jahre vor der eingeschränkten Geschäftsfähigkeit und vier Jahre vor der Volljährigkeit.
Aus meiner Sicht steht sie zwar auch noch locker vierzehn bis zwanzig Jahre vor der geistigen Vollreife und durchschnittlich ebenso weit vor der geistigen Erstarrung in festgefahrenen Denkmustern, aber für Sex muss man nicht erst 30 werden, um ihn haben und auch genießen zu können.

Sex ist eines der Grundbedürfnisse unserer Körper. Wir werden geboren, um ihn zu haben. Naturgemäß, um Kinder zu kriegen oder zu zeugen, aber das ist nicht der Punkt. Unsere Körper sind ab einem bestimmten Punkt in der Pubertät bereit und willens, ihn zu haben. Und daran ist nichts falsch.
Mit wem wir ihn haben, ist allein unsere Entscheidung. Und Altersunterschiede sind dabei ebenso eine Frage der beteiligten Individuen, wie kulturelle Unterschiede. Leichter wird es damit nicht, aber unnatürlich ist es ganz klar auch nicht, wen junge Frauen sich reife Männer suchen.
Die sind nämlich oftmals auch wirklich ein wenig bessere Exemplare als Gleichaltrige, was den Gesamteindruck angeht.

Missbrauch ist geschlechts-, kultur- und altersunabhängig. Missbrauch ist facettenreich und kann physisch, emotional oder psychisch wirken. Missbrauch ist etwas, wovor jeder einen gewissen Schutz genießen sollte.
Aber nicht alles, was für den einen Missbrauch ist, ist es deswegen für jeden anderen auch. Und manches, was strenggenommen Missbrauch ist, ist eine für fast jeden gültige Realität des Lebens.
Oder denkt irgendwer, dass ein typisches Arbeitsverhältnis in der heutigen Zeit wie einvernehmlicher Sex ist, bei dem beide Parteien in vollem Umfang bekommen, was sie auch geben? In der Arbeitswelt nutzt immer eine Seite die andere aus. Und danach kräht kein Hahn…

Sex auf der anderen Seite ist einfach nur Sex. Wenn alle sich an die vereinbarten Spielregeln halten und keiner dem anderen was Böses will, ist auch kein Leid zu befürchten. Und dennoch ist niemand sicher vor emotionalen Verletzungen, denn sobald Gefühle ins Spiel kommen, kann und wird es irgendwann wehtun.
Mit 14, mit 34 und mit 64. Wir lernen nur, besser damit umzugehen.

Die Lösung für all die Missbrauchsprobleme, die nicht exakt Vergewaltigungen sind, liegt einer Meinung nach in einer Erziehung zur Eigenverantwortlichkeit.
Übergriffe sind die eine Sache, Fehlentscheidungen der späteren Opfer eine andere. Wenn jungen Menschen mehr über die Konsequenzen ihrer Handlungen beigebracht würde, konnten sie weisere Entscheidung treffen oder zumindest bewusster Risiken eingehen.
Das gilt für den Straßenverkehr ebenso, wie für den Geschlechtsverkehr.

Und was die Eltern der ‚lieben Kleinen‘ angeht:
Auf die Nase fallen werden sie so oder so irgendwann. Abschottung bis zum 18ten macht keinen Sinn. Aufklärung, Erziehung zur Eigenverantwortlichkeit und Unterstützung, wenn mal was schief läuft, sind Trumpf.
Wie beim Gehen lernen, werden sie fallen und sich wehtun. Aber man kann ihnen aufhelfen und sie trösten, wenn es passiert. Vor allem kann und sollte man aber erklären und besprechen, anstatt Vorwürfe zu machen oder die eigenen Wunschvorstellungen auf den Nachwuchs zu projizieren.
Dann wird das meist von ganz alleine.


Abschließend will ich sagen, dass ich weiß, dass es ein kontroverses Thema ist. Es gibt leider viel zu viel Missbrauch jeder Art in unserer Welt. Und deswegen sind unsere Kinder und Freunde auch dauernd derartigen Risiken ausgesetzt.
Ich will Vergewaltigungen und Manipulationen, die im Missbrauch Schutzbefohlener gipfeln, nicht schönreden. Ich will nur eine andere Seite dieser Medaille beleuchten.

Ich kenne Leute, die mit 20 oder 30 Jahren Altersunterschied GUTE Erfahrungen gemacht haben. Es sind nicht viele. Aber ganz ehrlich gesagt kenne ich auch niemanden, der bei Gleichaltrigkeit uneingeschränkt gute Erfahrungen gemacht hat.
Altersunterschiede sind eine ebenso große oder kleine Hürde wie Größenunterschiede oder Unterschiede in der Hautfarbe. Es kommt immer auf die beteiligten Individuen und auf die äußeren Umstände an.
Pauschale Urteile haben in der Welt der zwischenmenschlichen Beziehungen einfach keinen Platz. Das sollten am besten alle begreifen.

Deswegen bin ich GEGEN Missbrauch und FÜR Selbstbestimmung in persönlichen Belangen. Auch für Jugendliche. Sogar für Kinder, auch wenn da uneingeschränkte Freiheit sicherlich der falsche Weg ist.
Schaut nicht auf das, was die Gesellschaft sagt. Schaut euch die Beteiligten genau an. Auf die kommt es nämlich an.

In diesem Sinne…
…fröhlichen Lynchmord an mir, weil ich es gewagt habe, dieses Thema nicht wie offiziell gutgeheißen zu betrachten.

Ranting about - Internet use your brains!

Heute habe ich einen Zweiteiler, den ich loswerden möchte. Dies ist Teil eins meiner Gedanken zu dieser Sache.

Noch immer schaue ich mir gerne mal auf YouTube Sachen wie LeNews von LeFloid an. Ich bin bei Weitem nicht immer auch nur ansatzweise einer Meinung mit dem jungen Mann, der mir manchmal ein wenig zu unreflektiert urteilt. Aber das kann man sicherlich auch über mich sagen.
Normalerweise winke ich solche Gedanken also ab. Er hat schließlich einen Channel und sein Erfolg basiert zu einem gewissen Teil auf Polarisation und Plakativität.
Heute muss ich allerdings mal Korinthen kacken, nachdem ich mir ein Thema etwas näher angesehen habe…

Ich bin es aus den allgemeinen ‚Nachrichten‘ gewöhnt, dass ich nicht die ganze Wahrheit erfahre. Es ist einfacher, eine saftige Schlagzeile zu formulieren, wenn man mildernde Umstände des Falles oder zusätzliche Informationen, die alles in einem anderen Licht erscheinen lassen, einfach weglässt.
Die Bildzeitung ist berüchtigt für sowas, aber meiner unbescheidenen Meinung (und einigen stichhaltigen Aufdeckungen diverser Einzelpersonen) nach tun sie es alle. Egal ob sie nun öffentlich-rechtlich oder privat, boulevard oder seriös sind.

Bei einigen jugendlichen Newsformaten im Netz hatte ich allerdings den Eindruck, man würde sich tatsächlich um Wahrheitsgehalt bemühen und versuchen, es anders zu machen.
Ja… Auch in meinem Alter kann man noch naiv sein…

Ich will LeFloid und anderen jetzt gar keine gravierenden Vorwürfe machen. Der fragliche Fall ist ziemlich haarig und die öffentliche Meinung ist ziemlich eindeutig. Es ist ein schnell dahin rasender Zug und wer nicht darauf aufspringt, riskiert reichlich Zorn seitens besagter Allgemeinheit.
Perfekt für mich, oder? ;-D

Um zur Sache zu kommen: Es geht um folgende ‚Newsmeldung‘:
(Startzeit für die fragliche Sache bereits eingestellt.)
Sieht auf den ersten und sogar zweiten Blick ziemlich eindeutig aus. 30 Tage Haft für einen Vergewaltiger. Buuhh!
Aber auf den dritten Blick wird’s dann irgendwie… schwammig, finde ich.

Zum einen war der Täter seit der damaligen Tat im Jahr 2008 bereits in psychologischer Behandlung. Er stand unter Beobachtung und wurde betreut. Er war nicht ‚frei‘ im eigentlichen Wortsinn.
Er hat sicherlich auch keine Strafe dabei abgesessen, aber er hat auch nicht unbehelligt in den Tag hinein leben können. Und rein rechtlich zählt so eine Therapie schon etwas. Auch wenn natürlich die meisten Leute meinen, einem Vergewaltiger und Kinderficker stünde nur eine Endlösung als Therapie zu.
Nun hat der Richter beschlossen, in nur noch für 30 Tage einsitzen zu lassen. Der Täter wird wohl weiter therapiert und er hat knackige 15 Jahre Bewährung, in denen er weiterhin unter Beobachtung steht.

Für einen Vergewaltiger noch immer eine viel zu milde Strafe, sagen die Allermeisten. Aber ich behaupte, dass man nur mal genauer hinsehen müsste, um die geforderten 20 Jahre Haft ebenfalls als ziemlich unpassend zu betrachten.
Zumindest in einem Rechtssystem, das noch immer dem verfickten Grundsatz ‚in dubio pro reo‘ folgt.

Sicherlich ist es korrekt, dass in Montana per Gesetz gilt, dass ein unter 16-jähriger Mensch keinen einvernehmlichen Sex haben kann. Und wenn wir mal für einen Moment den gegebenen Fall vergessen, ist das ziemlich beknackt.
Wenn zwei 15-jährige Teenager Sex haben, vergewaltigen sie sich nämlich demnach gegenseitig. Und das ist… völlig banane.
Aber Gesetz ist Gesetz und deswegen - ja, richtig: DESWEGEN - ist der Mann für Vergewaltigung verurteilt worden.

Hört man sich den Richter an, hatte der offenbar ordentliche Zweifel daran, dass es eine Vergewaltigung nach den ansonsten geltenden Voraussetzungen war. Er ging offensichtlich von einem Einvernehmen zwischen Täter und Opfer aus, das nur wegen des Wortlauts des Gesetzes nicht vor Gericht zählt.
Und wenn es eine Vergewaltigung aufgrund gesetzlicher Formalitäten war, bei der das Opfer eigentlich sehr wohl rummachen wollte und nur aus Altersgründen nicht durfte, sind Zweifel an einer knallharten Haftstrafe ziemlich angebracht, finde ich.
Das ist nämlich der verdammte Job des Richters. Er muss nicht den Rachedurst des Volkes befriedigen, sondern gerechte Urteile fällen, die im Zweifel (in dubio) milde für den Angeklagten ausfallen (pro reo).

Wenn ein begründeter Zweifelbesteht, dass da jemand zu etwas gezwungen wurde, dann ist es nicht die Aufgabe eines Richters, zu beurteilen, wie beknackt ein Techtelmechtel zwischen einer 14jährigen und einem 48-jährigen ist.
NATÜRLICH ist das keine vernünftige Beziehung. Und Gesetze zum Schutz Minderjähriger machen auch durchaus Sinn. Aber bei einem Bruch der Gesetze ohne eine konkrete Schädigung von irgendwem kann man doch bitteschön keine ZWANZIG Jahre Haft verhängen.
Das steht doch in keinem Verhältnis zum Raum! (Um den zu verstehen, müsste man Sonnenallee gesehen haben. ;-) )

Ob oder ob nicht Cherice Moralez und Stacey Rambold eine ‚richtige‘ Affäre miteinander hatten, können im Grunde nur die beiden wissen. Der Richter muss den Fall betrachten, wie er sich darstellt. Und ich applaudiere tatsächlich Richter Baugh für das mutige Urteil.
Leider konnte er das Opfer nicht mehr selbst befragen, denn die junge Dame hat sich 3 Jahre nach der Sache das Leben genommen. Und hier liegt für mich übrigens der Hase im Pfeffer, der meine Nase gehörig jucken lässt…

Die Mutter von Cherice ist überzeugt, dass ihre Tochter sich wegen der Vergewaltigung das Leben nahm. Aber ohne der Mutter zu nahe treten zu wollen: Ihre Tochter hatte mehrfach Sex mit ihrem Lehrer. Und anfangs hats keiner gemerkt.
Natürlich sucht die Mutter einen Schuldigen. Und sie findet ihn in besagtem Lehrer. Das ist der einfache Weg.

Sich einzugestehen, dass etwas schon ziemlich in Unordnung ist, wenn sich ein Teenager in Richtung erheblich älterer Männer orientiert und dass womöglich der Haussegen ziemlich schief hing, wäre der sehr viel unangenehmere Weg. Und den geht der Mensch ja bekanntlich ungern.
Und die Schuld an dem Selbstmord bei psychischem Druck zu suchen, wie er von allen Seiten auf das Mädel einwirkte, nachdem der Fall schon längst öffentlichkeitswirksam ausgeschlachtet worden war, ist auch nicht so dolle.
Schließlich gäbe es dann nicht nur einen Schuldigen, sondern Hunderte oder Tausende.

Was wirklich geschah und wie die Dinge sich dargestellt haben, wird nun niemand mehr erfahren. Nur Ex-Lehrer Rambold weiß es noch. Und der wird sich in seinem Kopf die Dinge auch ein wenig zurechtgebogen haben, sodass man auf eine Autobiographie von ihm nicht zu warten braucht. Die Wahrheit ist verschütt gegangen.
Was bleibt ist eine Hexenjagd. Der Richter soll abgesetzt werden, weil er ein unmögliches Urteil gefällt hat. Er ist jetzt der neue Arsch in der Geschichte. Obwohl er offenbar seinen Job zu machen versuchte.

Hat er sich bescheuert ausgedrückt, als er davon sprach, dass das Mädel reifer wirkte und Ähnliches?
Hat er. Aber das ändert nichts daran, dass er nach einem Rechtsprinzip entschieden hat, das uns allen lieb und teuer sein sollte. Denn ohne dieses Prinzip stehen wir bald alle wegen Terror- oder Spionageverdacht vor irgendeinem Kadi, wenn wir mal das falsche Wort in der falschen Unterhaltung benutzen.

Ich weiß nicht, ob es eine Vergewaltigung gab. Und Richter Baugh weiß es wohl auch nicht.
Aber wie ich weiß wohl auch er, dass es nicht unvorstellbar ist, das ein 14-jähriges Mädchen sich an einen 48-jährigen Mann ranmacht. Und dass sie womöglich auch den kompletten Weg bis zur ‚third base‘ und darüber hinaus geht.
Als ich 14 war, wäre ich diesen Weg mit einigen Frauen auch gegangen. Und ein paar davon waren deutlich über 30. Nur war es damals nicht so, als hätte ich einen lolitahaften Charme im Repertoire gehabt…

Man mag jetzt denken, dass ich die Sache hier ins Lächerliche ziehen will. Aber ich meine das ernst und gehe in einem ‚Thoughtson‘ gleich noch darauf ein.
Dieser Beitrag dreht sich aber eher um Rechtsprechung, Medien-Meinungsmache, elterliche Selbstherrlichkeit und Lynchjustiz.

Es wäre wirklich schön, wenn die Dinge immer einfach schwarz oder weiß wären. Sind sie aber nicht.
Stacey Rambold hätte erfahren und beherrscht genug sein sollen, nicht dem Charme einer so jungen Frau zu erliegen. Aber er ist kein Kinderschänder oder Vergewaltiger, weil es ihm passiert ist.
Ein Kinderschänder ist er so oder so nicht, selbst wenn er geschändet haben sollte. Und Vergewaltigung setzt der Logik nach voraus, dass die Partnerin nicht wollte. Egal, was ein dämliches Gesetz dazu meint.
Ist das nicht gegeben, hat sich der Mann dennoch etwas zuschulden kommen lassen. Und das ist es, was ich aus der Urteilsbegründung von Richter Baugh auch herauslese.

Es wurde falsch gehandelt und es wurden Gesetze gebrochen. Dafür ist eine Strafe vorgeschrieben.
Aber nachdem der Täter in diesem Fall schon Therapien macht und von einer ganzen Nation gehasst wird, hat er vielleicht tatsächlich genug am Arsch und braucht keine zusätzlichen Jahre im Bau. Glücklich wird der nämlich so oder so nicht mehr in seinem Leben.

Vielleicht hat eine ‚richtige‘ Vergewaltigung stattgefunden. Aber solange das im Zweifel steht, ist es fucking KORREKT, dass der Richter darüber vorsichtig urteilt.
Sonst haben wir nämlich ganz schnell Unschuldige in Todeszellen sitzen und vielleicht auch irgendwann Konzentrationslager für mutmaßliche Vergewaltiger, wo denen per Nahrungs- und Schlafentzug - die im Falle eines wirklich total echt begründeten Verdachts ja doch irgendwie eigentlich keine so richtige Folter sind - Geständnisse ‚erwirkt‘ werden.
Und das ist so lange witzig, bis es mal durch einen dummen Zufall DICH trifft…

Diesmal denke ich mir deswegen bei der Berichterstattung und den Reaktionen im Internet:
Use your fucking brains! Benutzt eure verschissenen Gehirne!
Mal zur Abwechslung, anstatt gleich wieder nach dem Strick zu greifen und sich auf eine neue Hinrichtung zu freuen. Es könnte - KÖNNTE - nämlich ganz anders sein, als alle es so gerne sehen wollen.
Die Dinge könnten in diesem Fall ziemlich grau und gar nicht schwarz oder weiß sein. Und wie gesagt: Im Zweifel FÜR den Angeklagten. Und nicht etwa im Zweifel den Strick für den Angeklagten…


In diesem Sinne…
…einen nachdenklichen Tag noch.