Mittwoch, 5. März 2014

Toughts on - Flow

Und ich spinne nicht! :-D

Ich habe schon des Öfteren versucht, Leuten ein ganz bestimmtes Erlebnis zu beschreiben, das ich gelegentlich beim Schreiben habe. Und ich habe dazu einen Begriff benutzt, der mir einfach passend erschien. Oder den ich mal irgendwo aufgeschnappt haben mag und der zum Kontext passte.
Letzteres erweist sich gerade als recht wahrscheinlich, wie ich erfahren durfte.

Die Rede ist von dem, was offenbar nicht nur ich den ‚Flow‘ nenne.
Ein Zustand, in dem ich nicht mehr gezielt einzelnen Gedanken folge oder über die Umsetzung in schriftlicher Form nachdenke, sondern einfach nur noch schreibe und es gewissermaßen aus mir heraus fließt. Und in dem ich völlig Zeit und Raum vergesse und ganz und gar im eigentlichen Schreiberlebnis gefangen bin.
Und offenbar ist das ein durchaus gut dokumentiertes und gar nicht so seltenes Phänomen.
Hier ein Link zum Thema zur Wiki: http://de.wikipedia.org/wiki/Flow_(Psychologie)

Für mich ist bei dieser Sache entscheidend, dass ich mir der Geschichte, die ich da entfalte, bewusst bin. Dass ich weiß, was ich da eigentlich erzähle und entweder einen fixen Endpunkt habe, auf den ich mich dann zubewegen kann oder für mich das Ende ganz und gar offen ist und sich völlig frei entfalten darf.
Offensichtlich muss ich dazu außerdem die Charaktere kennen. Aber scheinbar muss ich nicht erst ausknobeln, wie sie auf bestimmte Dinge reagieren, sondern bewältige diese Fragen direkt im Schreibprozess. Was die Theorie unterstützt, dass für mich meine Charaktere durchaus mit realen Personen vergleichbar sind, deren Reaktionen auf bestimmte Ereignisse ich sicher vorhersagen kann.
Und ebenfalls offensichtlich ist, dass ich störungsfrei dabei sein muss. Tatsächlich machen mit Störungen sogar ziemlich stinkig, wenn ich in diesen Zustand gerate und dann aus ihm herausgerissen werde. Das ist… ein Verlust, möchte ich sagen. Wie wenn ich aus einer wunderbaren Situation heraus gerupft werde.

In dem Beitrag in der Wikipedia wird das Thema Sucht angesprochen. Der Psychologe, der das Thema wohl erstmals wissenschaftlich ergründet hat, spricht von einer ‚positiven Sucht‘.
Das kann und will und muss ich so unterschreiben, denn es ist wirklich ein suchterzeugendes Gefühl in diesen Flow zu geraten und es zu erleben. Es ist erfüllend, befriedigend und erhebend und danach stellt sich zwar eine leichte… ‚Ausgelaugtheit‘ ein, weil viel Kreativität in den Schaffensprozess geflossen ist, aber auch ein wirklich schönes Gefühl der Zufriedenheit, gepaart mit einem leisen Bedauern darüber, dass es vorbei ist.
Diese Sucht ist mir also mehr als recht. Ich bin gerne ein Flow-Junkie. ;-D

Angestoßen wurden meine neuesten Überlegungen in dieser Hinsicht von der wunderbaren Lydia Benecke - der Frau des recht bekannten Mark Benecke. Als Psychologin bringt sie öfter ziemlich interessante Themen auf und ich bin ihr dafür wirklich dankbar.
Bis zu einem gewissen Punkt dachte ich nämlich, dass ich… naja… spinne.

Ich meine… Ich weiß wohl, dass ich bestimmte ‚transzendente‘ Erfahrungen beim Schreiben und auch bei anderen Tätigkeiten, die gewissermaßen (siehe Wiki-Artikel) passend zwischen Unter- und Überforderung lagen, gemacht habe. Aber wenn ich anderen davon erzählt habe, haben die oft geguckt wie Autos, nur nicht so schnell…
Jetzt habe ich quasi den wissenschaftlichen Beleg dafür, dass ich nicht allein dastehe. Und das ist zwar völlig unwichtig, aber dennoch ein gutes Gefühl.

Die Frage, die ich für mich noch nicht beantworten kann, ist die Frage nach der Motivation.
Wieder auf den Wiki-Artikel zurückgreifend, kann ich ziemlich sicher sagen, dass ich entweder intrinsisch oder selbstbestimmt extrinsisch motiviert bin. Ich tue es also entweder um der Sache willen (des Schreibens und Erschaffens von Fantasiewelten) oder freiwillig und gerne aufgrund der Tatsache, dass das Ergebnis geschätzt wird.
Da ich nicht frei von dem Wunsch nach Anerkennung für meine Schreiberei bin, ist es vielleicht Zweiteres, aber manchmal würde ich schon sagen, dass ich allein um des Schreibens willen schreibe. Zumal mir gerade im Schaffensprozess oft egal ist, welche Zielgruppe eigentlich damit etwas anfangen können wird und ich es allein um meiner persönlichen Beschäftigung mit dem Thema willen eine Sache angehe.

Ich habe keine Ahnung, ob das überhaupt für irgendwen von Bedeutung ist, außer für mich. Aber wenn ich über so etwas nachdenke, spielen derartige Überlegungen durchaus eine Rolle und ich gehe der Frage eben nach.
Und wer das hier liest, muss da eben durch… ;-P

Für andere finde ich das Thema deswegen interessant, weil diese Form von Erlebnis eben nicht nur auf eine Tätigkeit wie das Schreiben beschränkt ist. Wer den Wiki-Artikel gelesen hat, ist sicherlich darüber gestolpert, dass es beispielsweise etwas ist, was bei Computerspielen schon herstellerseitig versucht wird anzubahnen.
Und ausnahmsweise kann ich daran mal gar nichts Schlechtes finden. Für den Spieler ist es ein wunderbares Erlebnis und für die Spielehersteller ist es verkaufsfördernd, weil sie ja die Weichen dafür gestellt haben. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Alle gewinnen, keiner verliert.

Ich kann nur jedem empfehlen, sich dieser Art von Empfindung gegenüber zu öffnen, weil es einfach großartig ist.
Ich verstehe, weswegen beispielsweise auch von einem Flow bei Sinneseindrücken gesprochen wird. Schöne Bilder, schöne Geräusche, schöne Gerüche oder Empfindungen. Ja, das kann ich nachvollziehen.
Und ich fürchte, in unserer Welt der Hektik nehmen sich viel zu wenig Leute die Zeit, so etwas auch wirklich zu genießen. Einfach mal alles stehen und liegen zu lassen um einen Sonnenuntergang oder ein Musikstück voll und ganz - von Anfang bis Ende - auszukosten und nichts weiter zu tun, als das zu genießen.
Die Leute denken heutzutage leider viel zu oft, sie müssten zumindest alibimäßig nebenher etwas Sinnvolles tun. Und berauben sich damit eines wirklich tollen Erlebnisses.

Also tu das nicht. Lass dich nicht berauben. Wenn etwas deine Sinne mit Beschlag belegen will, was du genießen kannst - oder wenn du völlig in einer Tätigkeit aufgehen kannst - dann… Warum dafuq nicht!?!
Wenn nicht gerade irgendwelche Menschenleben oder Jobs davon abhängen, kann keiner was dagegen sagen, wenn du mal völlig in einer Sache aufgehst. Und wer dennoch motzen will, ist ein Arsch und verdient keine Aufmerksamkeit.
Also gib dem Flow eine Chance. Gib DIR eine Chance einen Flow zu erleben. In welchem Zusammenhang und bei welcher Tätigkeit auch immer.


In diesem Sinne…

…fröhlichen Genuss eines wunderbaren Moments. :-D

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