Das Thema ist Inzest - oder für den Laien: Sex und ggf.
auch Fortpflanzung unter Blutsverwandten. Blutschande, wie es früher genannt
wurde. Oder unter Adeligen: Normalität.
Leider empfiehlt hier der deutsche Ethikrat weder ein
gutes Buch zum Thema - was vielleicht besser gewesen wäre - noch eine wirklich
sinnige und angemessene Veränderung der Gesetzeslage. Aber ich kann diesem Gremium
daraus keinen echten Vorwurf machen, denn wie wir an der Zeitspanne gesehen
haben, die es brauchte, um die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zumindest
ansatzweise zu ermöglichen, mahlen die Mühlen der Bürokratie ungefähr so lange,
wie die katholische Kirche braucht, um eine irrtümliche Hexenverbrennung zurückzunehmen
(vgl. hierzu: der Fall Johanna von Orleans.)
Um zunächst mal jeden auf Stand zu bringen, hier der Link
zu einem Beitrag vom Spiegel zum Thema:
Kurz zusammengefasst ist jemandem im Ethikrat plötzlich
aufgefallen, dass es ein verbrieftes Recht auf sexuelle Selbstbestimmung gibt
und es sich irgendwie beißt, wenn das einvernehmlichen Sex unter mündigen
Geschwistern nicht mit einschließt.
Dazu an dieser Stelle kurz einen Epic Slow Clap für die
namentlich nicht genannte Person: *Clap … Clap … Clap*.
Der Vorschlag der Kommission ist dann mal wieder ein
typischer Fall von so viel Kompromiss, dass am Ende nicht mehr viel Lösung
übrigbleibt. Dem Grundsatz nach dürften dann blutsverwandte Geschwister, sofern
sie das auch beide wollen… Zum Wohle des Schutzgutes der Familie jedoch nicht,
wenn sie noch in einem Familienverbund leben… Blablabla…
Mein erster Gedanke dazu: Hmm… Wenigstens kommt mal
jemand auf die Idee, dass Erwachsene ein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung
haben. Es kommt mal ein klein wenig Bewegung in die Sache…
Mein zweiter Gedanke: Dafuq?!? Was sollen eigentlich
diese ganzen Einschränkungen? Was ist denn bitteschön dieses ‚Schutzgut Familie‘?
Ist das die Sache, die Ehepartner dazu zwingen soll, zusammenzubleiben, auch
wenn sie sich lieber umbringen würden, nur damit die lieben kleinen nicht zu
Scheidungskindern werden? Was zum Fick…?
Schauen wir uns mal kurz an, um welchen Paragraphen des Strafgesetzbuches
es hier geht:
§ 173 - Beischlaf zwischen Verwandten
(1) Wer mit einem leiblichen Abkömmling den Beischlaf
vollzieht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe
bestraft.
(2) Wer mit einem leiblichen Verwandten aufsteigender
Linie den Beischlaf vollzieht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder
mit Geldstrafe bestraft; dies gilt auch dann, wenn das
Verwandtschaftsverhältnis erloschen ist. Ebenso werden leibliche Geschwister
bestraft, die miteinander den Beischlaf vollziehen.
(3) Abkömmlinge und Geschwister werden nicht nach dieser
Vorschrift bestraft, wenn sie zur Zeit der Tat noch nicht achtzehn Jahre alt
waren.
Aha… Mh-hm… Ahso…
Dem Schutz vor Missbrauch dient dieser hier also eher
nicht. Dafür gibt’s andere Paragraphen. Dieser hier regelt nur den Teil mit der
Verwandtschaft und dem Sex.
Ja dann… Hier mein Gegenvorschlag auf Basis einer absolut
einstimmigen Entscheidung meines persönlichen Ethik- und Rechtsempfindens:
Streichen. Das ganze Ding einfach weg. Ein Paragraph
weniger tut dem Gesetz gut und dieser hier ist sinnlos.
Ich weiß, dass andere das anders sehen, aber diese
anderen sind grundsätzlich zuallererst mal entweder verwirrt oder bereits
ausgewachsene Vollidioten. Es sind genau die Leute, die jetzt nicht mehr
politisch korrekt über Schwule und Lesben lästern dürfen und daher etwas
anderes brauchen, mit dem sie ihre eigene Normalität - also Frauchen heimlich
verprügeln, Kinder mit Liebesentzug strafen und sich vorstellen, wie man einem
Kinderschänder die Hoden abschneidet, während mit dem Fernglas die Nachbarin
bespitzelt und dazu gewichst wird - von der Perversion der anderen - die ficken
miteinander und haben die gleichen Eltern = abaaaartig! - abgrenzen.
Diese Leute, die sich vor lauter Feigheit nicht einmal umdrehen,
wenn auf der Straße oder in der Nachbarwohnung Kin, Hund oder sonstwer
verprügelt wird, stellen sich hin und bestimmen darüber, was pervers ist. Sie
wollen ihr Schutzgut Familie gesichert wissen, denn sonst hätten sie kein
Druckmittel gegen ihre Frau, die sie ja verlassen könnte, wenn die dumme Pute
erkennt, dass sie Rechte hat.
Oder es sind einfach spießige Arschlöcher…
Es ist nämlich eine ganz einfache Sache und wir haben ein
sinnvolles Gesetz zur Regelung derselben.
Zwei Menschen wollen es treiben und sind sich einig, es
auch miteinander tun zu wollen. Gemäß dem Recht auf Selbstbestimmung kann man da
nur sagen: viel Spaß.
Nach diesem Grundsatz werden Homosexuelle und BDSMler
gesetzlich bewertet und nach ihm müssen auch Verwandte bewertet werden. Dabei
muss es Gesetze und Mechanismen geben, um vor Missbrauch zu schützen. Aber wenn
das ausgeschlossen ist, geht es verdammt noch mal keinen was an, ob die kleine
Susi mit ihrem Bruder Heinzi oder auch mit Papa Karl rumhühnern will.
Sicherlich ist das nicht ‚normal‘ im strengsten Sinn des
Wortes. Es ist aber auch nicht mehr unnormal in einer Gesellschaft, die sich
weit, weit, weit von den Begrenzungen der natürlichen Selektion der Arten nach
Darwin entfernt hat.
Tatsächlich ist es eigentlich sogar ziemlich normal, dass
diese sexuelle Anziehung existiert, aber ich will dem mal nicht zu genau auf
den Grund gehen, um den Rahmen zu sprengen.
Natürlich gibt es Gründe, die dagegen sprechen.
Angefangen bei ‚ekelig‘ bis hin zu einem immerhin zumindest geringfügig
erhöhten Risiko zur Weitergabe rezessiver Erbkrankheiten. Aber es gibt auch
Gründe gegen BDSM. Beispielsweise kann es dabei zu Verletzungen kommen und die
sind per Definition ungesund. Oder die Gründe gegen Sex mit einer Gummipuppe… Verschwendung
von potentiell brauchbarem Zeugungsmaterial in einer Welt, ind er Lebensraum im
Osten besiedelt…
Halt, warte… Das waren die 30er und 40er. Das gilt nicht
mehr…
Fakt ist doch, dass es kein Gesetz gibt, dass Menschen
mit nachgewiesener Schädigung des Erbgutes das Kinderkriegen verbietet. Außer
sie sind verwandt…
Aber was bedeutet Verwandtschaft eigentlich? Gehört die
wirklich auf ein Podest gehoben und heiliggesprochen?
Ich kenne einen Vater, dessen Tochters gelegentlichen
Wunsch ihn einfach umzubringen ich von ganzem Herzen teile. Gerade WEGEN seiner
Verwandtschaft zu ihr nimmt dieser Mensch, der so narzisstisch und antizsozial
gestört ist, dass er beinahe ein Psychopath sein könnte, sich Dinge heraus, die
eigentlich nur eine Antwort verdienen - eine Faust in die Fresse.
Verwandtschaft kann schön oder schrecklich sein, je
nachdem, welche Individuen beteiligt sind. Inwiefern unterscheidet sie sich
also von allen anderen Arten von zwischenmenschlichen Beziehungen?
Ja, es gibt Aspekte - insbesondere die Beziehung zwischen
Eltern und Kindern betreffend - die besondere Beachtung verdienen, aber spätestens,
wenn alle Beteiligten erwachsen sind, bestimmen sie auch alle selbst ihr
Schicksal - oder haben zumindest das Recht und die Freiheit, das zu tun.
Nur ficken dürfen sie nicht, because… reasons…
Dafuq, was ist los mit dir, Menschheit? Was geht es denn
andere an, was Leute einvernehmlich im Schlafzimmer tun? Was interessiert es denn andere
überhaupt??
Was spielen sich einige als Sittenwächter auf? Mit welchem
Recht, welcher Befugnis?
Genetik? Hatten wir im Dritten Reich schon mal, lassen
wir lieber. Außer es wird von nun an jeder auf Gendefekte geprüft, der ein Kind
zeugen oder empfangen will. Alles andere wäre Ungleichbehandlung.
Moral? Fuck - you! Moral ist, wenn man
einschreitet, wenn anderen Unrecht oder Leid getan wird. Moral hat rein gar
nichts damit zu tun, wen ich wie lange und mit welchen Hilfsmitteln ficke und
wie nahe oder fern ich mit ihm oder ihr verwandt bin - immer vorausgesetzt, die
andere Person will es auch.
Tradition? Am Arsch! Die gewaltsame Entfernung der
Klitoris in Teilen Afrikas oder der Vorhaut in Teilen des Rests der Welt hat
Tradition und das macht es nicht richtiger. Was die meisten meinen, wenn sie
Tradition sagen, ist eigentlich Spießigkeit - sie wollen, dass alle zwangsweise
verdonnert werden, nur gut zu finden, was sie selbst gut finden.
Bleiben nur leere Blicke und ominöse ‚Reasons‘, mehr
nicht.
Ich ganz persönlich könnte mir vorstellen, dass es
vielleicht ganz gut wäre, wenn beispielsweise Geschwister den akzeptierten
Freiraum erhalten, ihre Erfahrungen miteinander zu machen. Ich sehe keine Welt
voller behinderter Hillbillys daraus erwachsen, sondern eher mehr Menschen zu
einem unverkrampfteren Umgang mit ihrer eigenen Sexualität erblühen. Die
meisten würden es austesten und dann gut sein lassen, weil zu viel von der
speziellen Vertrautheit, bei der man sich von Kindesbeinen an kennt, einfach
selten zu romantischer Liebe führt. Und falls doch, ist es auch gut so.
Hauptsache die Beteiligten sind glücklich.
Ich möchte nicht nur dem deutschen Ethikrat, sondern der
Mehrheit der Gesellschaft gerne raten, den Stock aus dem Arsch zu ziehen.
Toleranz ist nur ein leeres Wort, wenn sie ausschließlich für die Bereiche
gilt, die allgemein akzeptiert sind. Echte Toleranz bedeutet, eben genau das zu
akzeptieren, was man selbst nicht versteht oder abstoßend findet.
Ich bin gegen Fremdbestimmung und für persönliche
Freiheit. Und das schließt einvernehmlichen Inzest ganz eindeutig mit ein. Alles
andere ist nicht nur blinder Aktionismus, sondern auch lächerliche
Flickschusterei.
In diesem Sinne…
…fröhlichen, interfamiliären Beischlaf noch. :-P