Darauf gebracht wurde ich durch die Lektüre des zweiten
Buches von Mark Benecke über skurrile, witzige oder unglaubliche Forschung. Die
Lektüre kann ich nur empfehlen, weil es sich um reale Forschungsgebiete handelt,
die von realen Wissenschaftlern beackert wurden. Wie auch immer einige von
ihnen auf die Idee gekommen sein mögen…
Das Thema sind jedenfalls Beschneidungen und deren
Auswirkung auf die Empfindlichkeit der Eichel. Zwei Dinge, über deren
Zusammenhänge ich auch schon gelegentlich mal nachgedacht habe.
Meine persönliche Vermutung war, dass ich mir durchaus
vorstellen könnte, dass beschnittene Männer über mehr Stehvermögen verfügen. Wegen
der Abstumpfung einer freiliegenden Eichel und der ‚Resistenz‘ gegenüber der
Reibung beim Sex.
Als Nicht-Beschnittener habe ich mir da so meine Gedanken
gemacht und fand das nicht unlogisch. Auch wenn ich dankbar war, dass ich
verschont blieb, denn alles, was ich über Beschneidung weiß, lässt mir die
Haare zu Berge stehen.
Und jetzt stehen die sogar noch mehr als vorher…
Was ich nämlich nicht wusste, war, dass Beschneidungen
nicht etwa primär aus hygienischen Gründen vorgenommen werden.
Das Argument hätte ich akzeptieren können, auch wenn ich
es eigentlich blödsinnig finde, denn was sich unter der Vorhaut so sammelt, lässt
sich schon mit einer verfickten Katzenwäsche beseitigen. Man muss da nicht die
Wurzelbürste ansetzen oder so.
Und falls doch, gibt es bei der jeweiligen Person mit an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein generelles Sauberkeitsproblem. Da
würde dann auch eine Beschneidung nichts mehr retten…
Aber es wäre irgendwie okay gewesen. Hygienevorstellungen
variieren und die für ihre Beschneidungen bekannten Menschen jüdischen Glaubens
finden auch Schweinefleisch unrein. Worüber ich jetzt echt kein Urteil abgeben
will. Es zeigt einfach nur, dass sie sich eine Menge Gedanken über Sauberkeit
machen.
In diesem Kontext wäre es also so gewesen, dass die Beschneidung
aus einem - richtigen oder falschen oder halbrichtigen oder was auch immer -
Notwendigkeitsdenken heraus erfolgt. Der kleine Racker soll vor Krankheiten und
Problemen geschützt werden.
Hehres Anliegen und nicht mit solchen Eingriffen wie der operativen
Entfernung der Klitoris in manchen Gegenden Afrikas zu vergleichen, bei denen
es um die ‚medizinische Vorsorge‘ gegen die ‚natürliche Geilheit‘ der Frau geht…
Ähh… Denkste!
Offenbar ist der eigentliche und wahre Grund für die
Beschneidungstradition die Annahme, dass der Penis tatsächlich abgestumpft wird
und dadurch der Mann weniger Sex will. Ganz grob vereinfacht ausgedrückt.
…
…
DAFUQ!!?!!</b>
Noch mal für mich zum Mitschreiben: Da wird einem Knirps,
dessen Einverständnis kein Schwein interessiert, im Kindesalter die Vorhaut
weggeschnitten und der Bub muss von da an damit leben, dass es an seiner Nülle
reibt und scheuert.
Das ist sogar beabsichtigt, damit das Ding abstumpft und
er weniger mit seinem männlichen Zentralorgan denkt, wenn er mal erwachsen ist.
Es ist der Sinn der Sache…
Bin ich jetzt der Einzige, der findet, dass es damit in
die gleiche Kategorie wie eine Klitorisamputation fällt?
Ich meine… Sicher ist Letzteres noch wesentlich heftiger,
weil es letztlich Lustgefühle in dieser Region auf Null zurückschraubt. Aber es
ist doch die gleiche Kategorie, oder etwa nicht?
Und außerdem ist es Folter, dafuq! Wenn ich jemandem
etwas antue, um ihm Unwohlsein zu bereiten und nicht über dessen Einverständnis
verfüge, ist das Folter. Egal, welche Gründe ich dafür zu haben meine. Es sei
denn, ich es wäre medizinisch notwendig und ich hätte die Autorität verliehen
bekommen, über sowas zu entscheiden.
Nicht einmal zum Wohle der Menschheit oder auch nur eines
Teiles davon wäre es akzeptabel, denn sonst wäre Doktor Mengele ja wohl kein
Monster, sondern einfach nur ein Forscher gewesen, duh?!
Also wieder noch einmal zum Mitschreiben: Es gibt eine
Tradition der Kinderfolter, weil irgendwelche Kulturkreise der Meinung sind,
das wäre richtig so und es läge an ihnen zu entscheiden, wie viel Einfluss sie
auf die Libido eines zukünftigen Erwachsenen nehmen dürfen.
Und diese Tradition wird nicht etwa im hintersten Winkel
des Kongo oder auf Bora Bora gepflegt, sondern ist fester Bestandteil von
Subkulturen in unserer ach so zivilisierten, westlichen Gesellschaft. Nicht nur
bei Juden, sondern auch in vielen Teilen Amerikas und dort beispielsweise auch
bei Protestanten oder sonst was…
In meinem Begriffsverständnis ist doch aber Kindesmissbrauch
- und ja, ich wage es, eine Beschneidung hiermit praktisch gleichzusetzen - die
absolut schlimmste Straftat der Welt.
Also… Wo zum Henker sind die ganzen
Leute, die mich auf Facebook mit ihren Forderungen nach Todesstrafe für alle
nerven, die jemals ein Kind auf dem Schoß hatten und Hoppe-Hoppe-Reiter
gespielt haben (ja, ich überdramatisiere, fuck you!), wenn es um diese Sache
geht, dafuq??
Wo sind die Lynchmobs, die sich der Eltern dieser armen
Kinder annehmen, denen verdammt noch mal am Schwanz rumgeschnitten wird, weil
die Ollen einen Dachschaden haben? Wo sind die Polizisten, die diese Leute vor
den Internationalen Gerichtshof in Den Haag schleppen, weil es hier verfickt
noch eins um Verletzungen der Menschenrechte geht??
Welche?
Na, wie wäre es mit dem Recht auf sexuelle
Selbstbestimmung? Freie Entfaltung der Persönlichkeit? Fucking Menschenwürde?!?
Ich weiß… Es gibt noch immer reichlich Leute, die der
Meinung sind, es wäre ihre Angelegenheit, über die sexuelle Ausrichtung ihrer
Kinder zu bestimmen. Und wohl so ziemlich alle Leute versuchen, ihr eigenes
Wertekonstrukt an ihre Kinder weiterzugeben.
Bestenfalls als Vorschlag, den das Kind annehmen kann
oder nach seinen Vorstellungen verändern darf, schlechtestenfalls mit psychischer
und/oder physischer Gewalt.
Ich frage jetzt gar nicht erst nach, wo eigentlich die
Facebook-Lynchmobs bei dieser Art von Eltern stecken. Dergleichen gilt ja auch
hierzulande oft noch als Erziehung und nicht als das, was es ist: gesellschaftlich
akzeptierter und ratifizierter Kindesmissbrauch.
Aber mal von diesen Massen an Vollhonks abgesehen, sollte
sich der vernünftig denkende Mensch, der das Wort Selbstbestimmung und das
verbriefte Recht darauf auch nur im Ansatz begreift, doch an dieser Stelle
bewusst sein, dass ein so massiver
Eingriff in die Entwicklung, wie er hier geplant ist, wenn das Messer angesetzt
wird, einfach nur Unrecht ist.
Mal davon abgesehen, dass es nicht einmal funktioniert,
dafuq!! Es wirkt nicht und ist deswegen auch noch Stuss. Was aber natürlich
niemanden davon abhält, es weiterhin als Tradition zu betrachten und darauf zu
beharren.
Es ist so sinnvoll und nützlich wie die amerikanische
Idee des ‚virginity pledge‘ - Jungfräulichkeitsschwurs - die letztlich nur dazu
führt, dass die Eidleister sich nicht trauen, bei genitalen Problemen durch Sex
auch zum Doc zu gehen, weil ja jeder weiß, dass sie geschworen haben, bis zur
Ehe zu warten und sie sich nun schämen. Was die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten
dann fördert und ungewollte Schwangerschaften zur Folge hat…
Ich frage mich echt, ob ich wirklich im einundzwanzigsten
Jahrhundert lebe oder ob mir da jemand einen Bären aufgebunden hat.
Statt aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und auf
Aufklärung zu setzen, wird manipuliert, gezwungen und nicht zuletzt auch an den
kindlichen Probanden, die sich nicht wehren können, herumoperiert. Aber das
kann ja nicht fascho sein, weil es nicht primär nur Deutsche machen, oder wie…?
Ich bin jedenfalls mal absolut dagegen. Ich finde es mit
sofortiger Wirkung nicht mehr strange und irgendwie überflüssig, keinen Kindern
am Schwanz rumzuschneiden, sondern verbrecherisch. Und missbräuchlich.
Ich finde alle, die die ihren Kindern sowas antun,
gehören vor Gericht. Egal, ob sie sich nun der Idee dahinter bewusst waren oder
nicht. Unwissenheit schützt schließlich nicht vor Strafe und außerdem
informiere ich mich ja wohl eingehend, bevor ich meinem Kleinen irgendwas
abschneiden lassen.
Selbst wenn alle in der Familie das gut finden und auch
der Rabbi oder sonstwelche Gestörten mir sagen, dass ‚datt so muss‘.
Ich bin gegen Kinderfolter, wie ich auch gegen
Mussbrauchstaten bin. Und für mich ist das hier sogar noch eine Stufe
schlimmer, weil es einfach akzeptiert wird. Keiner sagt so richtig was dagegen,
weil es ja eine kulturelle Eigenheit ist.
Fuck you! Von wegen Eigenheit!
Es wird leider noch immer allen möglichen Kindern von ihren
Eltern eine Riesenmenge Scheiße ins Hirn gedrückt. Und gegen vieles davon lässt
sich nichts unternehmen, auch wenn es schrecklich ist, sich vorzustellen, als
womöglich transsexuelles Kind in einem erzkatholischen Dorf aufzuwachsen. Über
das Trauma kommt man wahrscheinlich lebenslang nicht weg…
Aber tätliche Übergriffe auf Kinder - und Beschneidungen
zählen dazu - können doch wohl verhindert werden. Da gibt’s verfickte Gesetze
gegen. Warum greifen die hier nicht, dafuq??
Das Kindeswohl, liebes Bundeskabinett - das sich 2012 dem
Thema zuwandte und regelte, dass es nur durch Ärzte und mit Betäubung geschehen
darf - IST gefährdet, wenn Eltern ohne medizinische
Notwendigkeit beschließen dürfen, ihren Sprösslingen Stücke des Körpers
wegschneiden zu lassen.
Wer das nicht glaubt, der darf sich gerne mal mit
Klebeband die Vorhaut zurückgezogen festtapen und dann einen ganz normalen Tag
verleben. Oder - sofern weiblich - was dort im Slip platzieren, wo es bei jeder
Bewegung auf die Klitoris drückt.
Das
ist das Gefühl, dem die Knirpse nach dem Eingriff zwangsweise ausgesetzt
werden. Nebst allen Risiken eines solchen Eingriffs und einer Narkose und
sonstwas.
Da müssen diese Kids dann durch. Und zwar für den Rest
ihres Lebens. Ohne Rücksicht darauf, ob sie vielleicht eine überdurchschnittlich
sensible Eichel haben mögen. Fuck… Ohne Rücksicht darauf, ob sie das wollen!
Und weit, weit vor dem Zeitpunkt, wo sie die
Gesamtfunktion ihres Penis auch nur ansatzweise einschätzen können. Weit, weit
vor dem Zeitpunkt, wo man von einer informierten und freiwilligen Einwilligung
sprechen könnte.
Ich will da ganz ehrlich sein: Es schert mich einen
Scheiß, was der jüdische, muslimische oder protestantisch-beschneidungsfreudige
Einzeltäter dazu zu sagen hat. Es kratzt mich einen Dreck, ob sich da jetzt
jemand in der Ausübung einer Religion oder Tradition eingeschränkt sieht.
Religionen und Traditionen kann jeder am eigenen Körper
ausleben, wenn er oder sie erwachsen ist. Wer sich dann irgendwo rumschnibbeln
lassen will - bitteschön.
Aber lasst die Finger von euren Kindern, dafuq! Die
können sich nicht wehren und haben es so schon schwer genug, weil sie
zwangsläufig von euch und eurem kranken Gedankengut, das Kindesfolter als
akzeptabel einstuft, vergiftet werden.
In diesem Sinne…
…ein Hoch auf die Menschenrechte, die sogar von ihren
Erfindern nicht beachtet werden und auch sonst kein Schwein interessieren, wenn
Tradition oder Religion im Weg stehen.